Geschichte der Homöopathie


Aderlässe, Brech- und Abführmittel
Ende des 18. Jahrhunderts, als Johann Wolfgang von Goethe seinen Faust so rigoros mit der Ärzteschaft abrechnen ließ, durften Patienten nicht zimperlich sein. Wer die Torturen der Mediziner - Aderlässe, Brech- und Abführmittel - überstand, war von robuster Natur. Bei ernsten Krankheiten bestand wenig Hoffnung auf Heilung. Meist bewirkte die ärztliche Therapie nur, dass der Tod noch rascher eintrat.

Samuel Hahnemann
Über Sinn oder Unsinn der Medizin machte sich in jener Zeit kaum ein Arzt Gedanken. Einer der wenigen war Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843). Der Sohn eines Meißener Porzellanmalers hatte 1775 in Leipzig ein Medizinstudium begonnen, dieses in Wien und Erlangen fortgesetzt. 1779 erwarb er den Doktortitel und praktizierte in Hettstedt. Doch kurz nach seiner Heirat, 1782, gab Hahnemann die Praxis auf. "Damit ich nicht länger Gefahr lief, Unrecht zu tun.", wie er später schrieb.

Erster Selbstversuch
Um seine Familie ernähren zu können, übersetzte Samuel Hahnemann zeitgenössische Standardwerke der Medizin,Chemie und Pharmazie. Und als er 1790 die "Materia medica" des schottischen Wissenschaftlers William Cullen ins Deutsche übertrug, bahnte sich seine große Lebenswende an.

Cullen führte in seiner Arzneimittellehre die Wirkung der Chinarinde gegen das Wechselfieber -heute Malaria genannt - auf die Stärkung des Verdauungstrakts zurück. Eine Erklärung, die Hahnemann nicht überzeugte. Er wollte es genau wissen, schluckte Chinarinden-Pulver und beobachtete bald darauf die Symptome des Wechselfiebers an sich selbst. Durch diesen Selbstversuch hoffte er, die wahren Gründe der Heilwirkung zu entschlüsseln. Ein revolutionäres Experiment, der damaligen Zeit weit voraus.

Similia similibus curentur
Neben der Chinarinde probierte Samuel Hahnemann in den Folgejahren etwa 100 weitere Substanzen an sich, seiner Familie und Mitarbeitern aus. Und er war sicher, eine neue, "der Natur abgelauschte" Heilmethode entdeckt zu haben. 1796 hielt er die Ergebnisse seiner Arzneiprüfungen am gesunden Menschen schriftlich in einem Aufsatz fest. Titel: "Versuche über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen nebst einigen Blicken auf die bisherigen". Darin schrieb Hahnemann: "Man ahme die Natur nach, welche zuweilen eine chronische Krankheit durch eine andere hinzukommende heilt, und wende in der zu heilenden Krankheit dasjenige Heilmittel an, welches eine andere, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erregen imstande ist, und jene wird geheilet werden."

Hahnemanns Kernsatz:
"Similia similibus curentur -
Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden."

Der Aufsatz erschien im "Journal der practischen Arzneykunde" an der Medizinischen Fakultät der Berliner Universität.

Die Veröffentlichung gilt als die Geburtsstunde der Homöopathie.

Der sanfte Weg
200 Jahre sind seitdem vergangen. Noch immer wird Homöopathie im Sinne Samuel Hahnemanns gelehrt und praktiziert.

Und heute - da selbst die moderne Medizin vor allem chronische Erkrankungen häufig nicht in den Griff bekommt - ist der von ihm eingeschlagene sanfte Weg aktueller denn je.